Habilitationen

Abgeschlossene und neubegonnene Habilitationen

Die Habilitationsschrift versammelt eine Reihe von ausgewählten Aufsätzen, die sich unter verschiedenen Gesichtspunkten mit Formen und Medien des architektonischen Wissenstransfers in der Frühen Neuzeit in den protestantischen Territorien befassen. Diese Studien bauen weitestgehend auf der Auswertung von architekturbezogenen Quellenbeständen auf, die im engen Zusammenhang mit der Sammlungsgeschichte der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel und dem Herzog Anton Ulrich-Museum in Braunschweig sowie weiteren Archiven wie dem Niedersächsischen Landesarchiv Wolfenbüttel stehen.

Im Sinne einer Einführung widmen sich zwei Studien den Fragen nach den Sammlungsintentionen der Braunschweigischen Herzöge und dem historischen Kontext ihrer Bau- und Sammlungsaktivität. Der einleitende Artikel zu den Sammlungsbeständen von Architektur- und Ingenieurszeichnungen in der Herzog August Bibliothek ist hierbei im Sinne einer thematischen Hinführung und gleichzeitigen Zusammenfassung konzipiert. Das Bauwesen im Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel und seine Protagonisten um den Landbaumeister Hermann Korb (1656-1735) stehen im Mittelpunkt des daran anschließenden Abschnitts. Der dritte Abschnitt widmet sich verschiedenen Aspekten der Architekturwahrnehmung und Wissensvermittlung aus der Perspektive reisender Baumeister. Eine grundlegende Quelle bilden hier Publikationen des Architekturtheoretikers Leonhard Christoph Sturm, der Ende des 17. Jahrhunderts als Professor an der Wolfenbütteler Ritterakademie lehrte und hier wesentliche Impulse für seine wirkungsreichen architekturtheoretischen Schriften empfing. Gleichzeitig wird in dem Abschnitt mit dem Blick auf die jüdische architektonische Präsenz in Amsterdam und Hamburg sowie auf die Architectura Militaris ein größerer kulturgeschichtlicher Rahmen aufgespannt. Der vierte und letzte Abschnitt beinhaltet Untersuchungen, die sich aus verschiedenen Blickwinkeln mit der Ausbildung des Baumeisters beschäftigen. Im Fokus stehen einzelne Bestände oder Bestandsgruppen von Architektur- und Ingenieurszeichnungen, die im Hinblick auf spezifische Fragestellungen nach Zeichnungsstandards, Ausbildungssituationen oder Ausbildungsstrukturen analysiert werden.

In der Zusammenschau dieser Studien erschließt sich ein komplexer Einblick in die Prozesse und Positionen sowie zu den Protagonisten des architektonischen Wissenstransfers in den protestantischen Territorien zwischen etwa 1550 und 1800. In diese Darstellung fließen aktuellste Forschungen und Quellenanalysen ein, die in diesem Umfang einen neuartigen Erkenntnisgewinn für die europäische Architekturgeschichte der Frühen Neuzeit darstellen.

 

 

 

Kaum eine Bauaufgabe im Westen Deutschlands wurde nach 1945 so sehr von Erwartungen an einen demokratischen Neubeginn begleitet wie das Schulhaus. Die Architektur der Schule und der Standort der Schule im städtebaulichen Kontext standen im Fokus der Politik, der Planer und der Pädagogen. Ein zentrales Thema der Moderne, die Geschichte der „Neuen Schule für den neuen Menschen“ schien sich zu wiederholen, diesmal allerdings unter umgekehrten Vorzeichen. Gingen in den 1920er und 1930er Jahren die Impulse für den Schulbau vor allem von Deutschland und der Schweiz aus, verfolgten nun reformorientierte Schulplaner in den westalliierten Besatzungszonen ein Wiederanknüpfen an die Entwicklung in den westlichen Industrienationen. Für die US-amerikanischen Militär- und später Besatzungsbehörden war das Schulhaus der Ort, an dem sich die Reeducation später Reorientation Policy zu bewähren hatte. Schule wurde zum Vehikel transatlantischer Demokratisierungsbemühungen und zum Testfall für eine moderne Gesellschaft. In der Ära Adenauer stand der Schulbau aber auch unter dem Duktus „Keine Experimente“, Kontinuitäten und der Rückfall in bildungspolitische und architektonische Restauration liefen immer parallel zu den Reformen.

In seiner Habilitationsschrift fasst Ulrich Knufinke mehrere seiner in den zurückliegenden Jahren verfassten Publikationen zu Themen jüdischer Architektur zusammen. Übergreifende Überlegungen zum Begriff „jüdische Architektur“ und zu Geschichte und Stand der Forschung leiten die in fünf Kapiteln geordneten Beiträge ein. Sie decken ein breites Themenspektrum ab – von baumonographischen Studien zu einzelnen Synagogen über Fragen zum Wandel der funktional-räumlichen Gestaltung jüdisch bestimmter Bauwerke und ihrer architekturhistorischen Einordnung bis zu werk-biographischen Studien über jüdische Architekten. Dabei werden Themen in einem Zeitraum beleuchtet, der vom frühen 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart reicht. Das Schlusskapitel widmet sich Fragen der Rezeptionsgeschichte sowie der aktuellen gesellschaftlichen Diskussion um Synagogen als „Erinnerungsarchitektur“, als die jüdische Architektur in der Gegenwart eine eigene, über architektonische und architekturhistorische Belange hinausgehende Relevanz erlangt.

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